O Zeiten, O Sitten. Sie, werter Leser, werden vielleicht gehört haben wie eine englische Lehrerin in dem Sudan namens Gillian Gibbons in Haft genommen wurde weil sie mich nach demokratischer Entscheidung “Mohammed” genannt hat, und wie sie dann später entlassen wurde, nachdem eine Protestwelle um die Welt gegangen ist und sich sogar der Staatspräsident für sie eingesetzt hat. Wer aber hat inzwischen an mich und mein Schicksal gedacht? Man hätte mir als Bären bestimmt nicht abgenommen dass ich auch nur in entferntem Grade dem Profeten Mohammed verwandt bin, und folglich würde man mich für einen blasphemischen Querkopf halten – ich musste fliehen. Lange Wege durch den wüsten Sand bin ich gegangen, der fast meine flauschigen Pfoten verbrannt hat, über zahllose Felsen die meine Tatzen besser abgeschiffen haben als es jede upper class Maniküre vermag. Es gelang mir zu guter letzt, mit einem Schiff eines wandernden Rabbiners, das von Alexandrien nach Venedig fuhr, das Mittelmeer zu überqueren. In Italien gab es zunächst Probleme, die ich jedoch mit meiner außergewöhnlichen Geistesgegenwart habe lösen können. In einem Laster für porci ingrassati habe ich dann die Bundesrepublik erreicht, von der es mir intuitiv klar war, dass ich mich hier zu Hause fühlen werde. Und ob! Die letzte Strecke nach Bärlin habe ich pfeifend zurückgelegt, und gar die Bespitzelungspraktiken des Innenministers habe ich lächelnd zur Kenntnis genommen. Wer verdenkt auch einen Teddybären? Ich würde noch kein Huhn stehlen, kein Schaf angreifen, nein, als Maskotte für einen lustig behütetes Bayernoberhaupt lasse ich mich nicht missbrauchen. Was für ein Glück, dass ich ein Teddybär bin, und nicht einem stumpsinnigen Publikum zur Schau gestellt werde wie jener kleine Eisbär in dieser Stadt. Aber was wollte ich gerade erzählen? Genau, ich bin also in Berlin angekommen und habe es mir gemütlich gemacht in einer komfortablen Zweiraumwohnung, deren exakten Adresse ich aus Sicherheitgründen besser nicht hier rein schreibe. Sie ist aber warm und bequem. Ich habe mir inzwischen auch einen schönen Hut zugelegt, damit ich weiblichem Besuch ungemerkt ins Dekolleté schielen kann.